Wilkenroth, 1. September 2011: „Der überzeugte Gartenfreund kommt notfalls in Gummistiefeln“, lacht Gartenbesitzer Carsten Ingwersen. Trotz zum Teil ungünstiger Wetterverhältnisse nutzten sogar Besucher aus der Eifel und dem Westerwald am vergangenen Wochenende die Gelegenheit, die Gärten der Familien Mach und Ingwersen in Waldbröl-Wilkenroth zu besichtigen. Beide Gärten erhielten dieses Jahr vom Verkehrs- und Verschönerungsverein Waldbröl einen zweiten Preis in der Rubrik Ziergärten.
Idee aus Bonn im Gepäck
Carsten und Gaby Ingwersen zogen 2009 von Bonn nach Waldbröl. Sie brachten das Wissen um die seit einigen Jahren von der Stadt Bonn für das südliche Rheinland organisierte Aktion „Offene Gartenpforte“ mit, an der sie 2010 erstmals teilnahmen. In 2011 kamen Claudia und Bernd-Uwe Mach dazu. In 2012 werden beide Familien erneut mitmachen. „Vielleicht können wir noch weitere Wilkenrother überzeugen“, überlegt Gaby Ingwersen.
Garten Mach
Der 12 Jahre alte und rund 2,000 qm große Familiengarten Mach in der Dorfmitte wurde in Etappen angelegt. Wasserbau-Ingenieur Bernd-Uwe Mach fing das Hanggrundstück an der sonnigen Terrasse mit robusten Natursteinmauern ab. Die vielen dabei entstandenen Beete füllte seine Frau Claudia mit Stauden, Gräsern und Ziersträuchern. „Ich sehe das nicht als Arbeit. Das ist mein Hobby – ich wäre unheimlich gern Gärtnerin geworden“, erklärt die Diplom-Ingenieurin der Architektur.
Jetzt, im ausklingenden Sommer, leuchten Mädchenauge und Sonnenbraut, Fette Henne und Astern, Glockenblumen und Herbstzeitlose in den Beeten. Frühlingsblüher wie Narzissen, Primeln und Schlüsselblumen machen im Juni Platz für Storchschnabel und Rosen, Phlox und Pfingstrosen. Aber auch Hortensien, Funkien, Zierahorn und Blauregen fehlen nicht. Zurzeit warten Pflaumen, Birnen, Heidelbeeren, Brombeeren, Trauben und sogar Kiwis darauf, geerntet zu werden. Insgesamt etwa 200 Meter selbst gezogene Buchshecken säumen die Wiese; unter einer riesigen Buche umfasst eine schattige Bank den dicken Stamm.
Das Ehepaar sammelt Anregungen, z.B. auf Gartenmessen, und überlegt Neuanlagen gemeinsam. „Wir suchen im Garten nach geeigneten Plätzen und dann kommen die Ideen. Da werde ich schon manchmal vor Herausforderungen gestellt“, lacht Bernd-Uwe Mach, denn: „Ich habe häufig das Problem, dass ich Pflanzen kaufe, aber eigentlich keinen Platz habe“, erklärt Claudia Mach.
Die Gespräche mit den Gartenbesuchern machten beiden am vergangenen Wochenende viel Freude. „Wir kamen von Hölzchen auf Stöckchen“, sagt Bernd-Uwe Mach, etwa wenn das Entstehen der „Rotkäppchen-Bank“ erklärt werden musste: Anderthalb Jahre lang wurden im Freundeskreis Sektflaschen gesammelt, bis genügend für den Unterbau der Bank am Pool zusammengetragen worden waren. Hier genießen die Gartenbesitzer oft die letzten Sonnenstrahlen und lassen den Tag ausklingen.
Garten Ingwersen
Am anderen Ende des Dorfes, über dem Tal nach Osten gelegen, befindet sich der 900 qm große naturnahe Garten von Carsten und Gaby Ingwersen. Umrahmt von 40 Jahre alten Rhododendren, Hecken und Bäumen entstanden hier in 2009 und 2010 mehrere Blumenbeete und ein Biotop mit Wildblumensaum, das inzwischen von Fröschen, Molchen und Wasserinsekten bewohnt und von Vögeln als Badestelle genutzt wird. Kulturstauden und Wildkräuter sind gleichermaßen willkommen, denn der Garten soll möglichst vielen Insekten, Vögeln und Kleintieren Nahrung und Unterschlupf bieten. Im Verein Naturgarten e.V. (www.naturgarten.org) erhalten die Gartenbesitzer viele Anregungen.
Das von einer Trockenmauer umgebene Hochbeet bietet Platz für Gemüse und Kräuter. „Hier stand früher ein Pool. Ich habe das hinterlassene kreisrunde Schutzvlies als Vorlage für die Anlage des Beetes genutzt“, erklärt der inzwischen pensionierte Beamte, Carsten Ingwersen.
In eine den Garten umfassenden dichten und weitgehend naturbelassenen Vogelhecke aus Liguster und Buche, Haselnuss und Wildrose, Holunder und Schlehe, Vogelbeere und Pfaffenhütchen, Geißblatt und Brombeere schneidet der Gartenbesitzer Sichtfenster und hält so den schönen Fernblick an den Sitzplätzen frei.
In und am Garten wurden bislang knapp 40 Vogelarten gesichtet, die in sechs verschiedenen Brutkästen nisten können. In dem siebten (eigentlich für Fledermäuse gedachten) Brutkasten in einer stillen Ecke des Areals zogen in 2010 Hornissen ein. Hochinteressant zu beobachten und völlig ungefährlich, erklärt die Redakteurin Gaby Ingwersen.
Fünf unterschiedlich gestaltete Sitzplätze lenken den Blick zum Teich, zum Brunnen und zu den farblich abgestimmten Beeten. Die Besucher ließen sich dort Kaffee und Kuchen schmecken. Auch der von einem Nachbarn angebotene Wilkenrother Honig fand erfreute Abnehmer und für Kunstinteressierte stand eine kleine Ausstellung mit Acrylmalerei bereit. „Ein kleiner Kurzurlaub… entspannte uns vom Alltag“, „Liebe zum Detail…herrliches Kleinod“, „Ihr Garten hat eine Seele“, steht im Gästebuch zu lesen. „Wir hoffen, dass in 2012 viele alte und neue Besucher kommen. Wir haben noch viele Pläne!“ sagt Gaby Ingwersen.
Kontakte
„Wir mussten oft darauf hinweisen, dass zwei Aktionen in der Region angeboten werden: Die kleinere www.bergische-gartentour.de mit einer begrenzten Anzahl von Teilnehmern, und die größere Aktion www.offene-gartenpforte.de mit über 100 Gärten, bei der jeder mitmachen kann“, erklärten die vier Gartenbesitzer. Interessierte finden außerdem unter www.wilkenroth.de Fotos aus 2010 und 2011.