Altes Rathaus / ehem. Hollenberg-Schule

Die Geburtsstunde der politischen Gemeinde Waldbröl schlug am 15. März 1809. Hintergrund war eine umfassende Verwaltungsreform im napoleonischen Großherzogtum Berg (1806–1813). Die Basis der neuen Verwaltungsgliederung bildeten auf lokaler Ebene die Munizipalitäten (Mairien). Bei der Abgrenzung der Munizipalbezirke orientierte man sich weitgehend an älteren administrativen Einheiten, den Kirchspielen.

Die neu geschaffene Mairie Waldbröl mit 4.055 Einwohnern auf 66 km² umfasste neben dem Kirchspiel Waldbröl den oberen Teil des Kirchspiels Rosbach. Einigendes Band zwischen den beiden Sprengeln – die Nahtlinie verlief durch das Westerttal und entlang der Nutscheidstraße bis nach Escherhof – war die althergebrachte Zugehörigkeit zum Pfarrbezirk Waldbröl. In preußischer Zeit (ab 1815) wurden die Mairien in Bürgermeistereien umgetauft, in ihrem Umfang aber zumeist nicht angetastet. In Waldbröl hatten die 1809 gezogenen Grenzen bis zur nordrhein-westfälischen Gebietsreform Bestand: Im Zuge der Neugliederung des Oberbergischen Kreises musste die Kommune zum 1. Juli 1969 fünf Ortschaften an die Gemeinde Reichshof abtreten, eine weitere an die Gemeinde Nümbrecht.

Den Status einer Stadt erhielt Waldbröl am 5. Februar 1957. Hatte sich der Gemeinderat noch 1927 vergeblich um die Verleihung von Stadtrechten bemüht, so gab nun die wirtschaftliche und demographische Dynamik des Ortes den Ausschlag. Vor allem durch die Aufnahme von Flüchtlingen und Vertriebenen aus dem Osten war die Einwohnerzahl nach dem Zweiten Weltkrieg stark angewachsen. Sie erhöhte sich zwischen 1939 und 1957, dem Jahr der Stadtwerdung, von 7.844 auf rund 11.600 Personen. Heute leben in Waldbröl auf einem Stadtgebiet von 63 km² mehr als 20.000 Einwohner. Sie verteilen sich über den Kernort und 64 Außenortschaften. Über ein eigenes Rathaus verfügte die Bürgermeisterei Waldbröl seit 1847. Der schmuck­lose Zweckbau im Schatten der evangelischen Kirche fiel 1968 der Abrissbirne zum Opfer. Schon 1946 hatte die Gemeindeverwaltung das alte Rathaus verlassen, um für ein Jahrzehnt das ehemalige Kreishaus in der oberen Kaiserstraße zu nutzen. Am 28. März 1956 erfolgte der Umzug in das heutige Rathaus am Alsberg. Das rundum mit Schiefer verkleidete Bauwerk in regionaltypischer Formensprache, 1905 als Rektoratsschule eingeweiht (ab 1921 „Hollenbergschule“), stand leer, nachdem das Hollenberg-Gymnasium im Januar 1956 einen Neubau auf dem Kalkberg bezogen hatte.