Brölbahnkreisel

Mitten in der Innenstadt von Waldbröl ist vor langer Zeit ein Stück Waldbröler Geschichte geschrieben worden. Denn bis 1953 gehörte der Bereich zwischen dem heutigen Brölbahnkreisel und dem Busbahnhof zu dem Bahnhof­sgelände, auf dem von 1870 an die erste Schmalspurbahn Deutschlands verkehrte. Die Bröltalbahn wird als erste öffentliche Schmalspurbahn Deutschlands bezeich-net, weil ihre Spurweite gerade einmal 785 mm betrug. Bei der Staatsbahn beträgt der Abstand zwischen den beiden Schienen hingegen 1435 mm. Aber weil sich die Züge den engen Weg durch das Bröltal mit den anderen Verkehrsteilnehmern teilen mussten, wurde die Strecke der Bröltalbahn so platzsparend wie möglich angelegt. Viele interessante Informationen und Geschichten rund um die Brölbahn gibt es rund um den Brölbahnkreisel auf insgesamt 9 Informationstafeln. Außerdem gibt es ein großes Schaubild eines historischen Fotos – dort, wo früher das Bahnhofsgebäude stand.

Ursprünglich wurde die Schmalspurbahn für die Beförderung von Kalk und Eisenerz eingesetzt. Sie fuhr ab 1862 zunächst von Ruppichteroth und brachte Rohstoffe nach Hennef, die dann weiter zur Friedrich-Wilhelms-Hütte nach Troisdorf transportiert wurden. Anfangs zogen Pferde die Züge.

Ab 1863 kamen Dampflokomotiven zum Einsatz. Die Bevölkerung war zunächst skeptisch, denn in der damaligen Zeit war eine Dampflok nichts Alltägliches. Viele bezeichneten sie daher voller Ehrfurcht als „feuerspeiendes Ungetüm“. Doch der Umstieg auf die Dampflok war wirtschaftlich von großem Vorteil. Während ein Transport mit Hilfe von Pferden bis zu neun Stunden in Anspruch nahm, dauerte eine Fahrt im Dampfbetrieb etwa zweieinhalb. 

Als jedoch schon nach wenigen Jahren die Kalk- und Erzvorkommen zur Neige gingen, beschloss die Bröltaler Eisenbahn-Aktien-Gesellschaft, das Schienennetz bis nach Waldbröl auszubauen und somit auch Personen­verkehr zu ermöglichen.

Mit einer finanziellen Unterstützung vom preußischen Staat stand dem Vorhaben nichts mehr im Weg.

Am 6. September 1870 war es dann so weit: Die Strecke nach Waldbröl wurde eröffnet. Jetzt bestanden die Züge aus Güter- und aus Personenwagen.

Fahrten mit der Bröltalbahn waren zu Beginn für die Fahrgäste kostenfrei. Erst ab 1872 wurden Fahrpreise erhoben. Trotzdem stieg die Personenbeförderung weiter an. Der Güterverkehr dagegen ging zurück.

Der Bahnhof erfreute sich zunehmender Beliebtheit, schließlich fanden die Wald­bröler hier Anschluss, um das Oberbergische zu verlassen. Als das Streckennetz zwischen 1892 und 1902 auch noch bis Bonn-Beuel, Siegburg, Rostingen und Asbach in die andere Richtung ausgebaut wurde, eröffneten sich gleich ganz neue Reisemöglichkeiten.

Doch nicht nur die Waldbröler nutzten die Bahn, um die Stadt zu verlassen, auch viele Menschen aus dem Umland kamen mit dem „Brölbähnchen“ nach Waldbröl, um beispielsweise den Viehmarkt zu besuchen. Bis zu sieben Mal pro Tag verließ ein Zug den Waldbröler Bahnhof. Manchmal wurden sogar Sonderzüge eingesetzt. Die Fahrgäste saßen sich gegenüber auf Holz­­­bänken. Mit einer Durch­schnitts­­geschwindigkeit von nur etwa 20 km/h ging es durch das Bröl­­tal, und das nicht selten ruck­elig.

Die Bröltalbahn war für die Waldbröler nicht bloß einfach ein Beförderungsmittel. Sie war ein Stück echte Begegnung und hatte somit einen ganz besonderen Charme. Mit einem Augenzwinkern nannten die Fahrgäste ihre Bröltalbahn „den feurigen Elias“. Während heutzutage Bahnfahren auf den einfachen Transport beschränkt ist, war die Reise mit der Bröltalbahn eine ganz persönliche Angelegenheit für die Fahrgäste. Der Zugführer kannte viele seiner Fahrgäste beim Namen, und nicht selten kam es vor, dass er auch mal wartete, wenn sich ein Gast verspätete. Dass dies nicht ohne Folgen blieb, war klar. Doch dieses außergewöhnliche Miteinander machte die Bröltalbahn so wertvoll für die Waldbröler. Während der vielen Fahrten hat die Bröltalbahn viele Geschichten erlebt, an die man sich auch noch heute, nach ihrer Stilllegung, gern erinnert.

Da die Verkehrsbetriebe befürchteten, Konkurrenz durch Busunternehmen zu bekommen, setzten sie ab 1925 zusätzlich eigene Busse ein. Der Bahnverkehr wurde in den 1930er Jahren mit dieselbetriebenen Triebwagen verbessert. Die Basalt AG, welche schon in den 1890er Jahren die Aktienmehrheit an der Bröltaler Eisenbahn-Aktien-Gesellschaft erworben hatte, war ursprünglich auf den Gütertransport fokussiert und hatte dementsprechend kein besonderes wirtschaftliches Interesse an der Personenbeförderung. Weitaus größer war das Interesse am Streckenausbau zum Westerwald, wo sich der Gütertransport wegen des profitreichen Basalttransportes noch lohnte. Das Brölbähnchen musste also trotz voller Züge den LKWs, Bussen und Autos weichen. Am 1. März 1953 stellte das Unternehmen den Bahnbetrieb in Waldbröl für immer ein. Die Gleise und Bahnhofsanlagen wurden nach und nach entfernt, der Abriss des Bahnhofsgebäudes erfolgte erst in den 1970er Jahren. Noch heute heißt die Straße am Busbahnhof Brölbahnstraße. Nicht nur diese Informationstafeln erinnern an die Zeit der Bröltalbahn. Wenn Sie in die Mitte des Kreisverkehrs blicken, können Sie Schienen entdecken, welche nicht nur die Bepflanzung umrahmen. Sie markieren den früheren Endpunkt der Bröltalbahn.

Die Chronik des Brölbähn­chens
auf einen Blick

17.05.1862 Aufnahme des Pferdebetriebs auf der Strecke von Hennef bis Ruppichteroth

28.03.1863 Einführung von Dampflokomotiven

06.09.1870 Streckenausbau und Aufnahme des Güter- und Personenverkehrs zwischen Hennef und Waldbröl

1892-1902 Streckenausbau bis Beuel, Siegburg, Rostingen und Asbach

01.02.1925 Erste Busse werden zwischen Waldbröl und Hennef eingesetzt

1934 Dampflokomotiven werden durch Diesel-Triebwagen ersetzt

01.02.1953 Der Personenverkehr der Bröltalbahn wird eingestellt

01.03.1953 Der letzte Güterverkehr
wird eingestellt