Druckereien in Waldbröl
Im Januar 1859 kam der aus Siegburg gebürtige Buchdrucker Johann Michael Flamm (1832–1891) nach Waldbröl. Ermutigt durch den von 1852–1878 amtierenden Landrat Karl Maurer, begann er noch im selben Monat eine anfangs „Waldbröler Intelligenz-Blatt“ genannte Wochenzeitung zu drucken. Die war keineswegs das erste eigenständige Waldbröler Nachrichtenblatt: Schon seit 1850 existierte, von dem ortsansässigen Drucker Rosenkranz herausgegeben, das „Waldbröler Kreisblatt“.
Diese Zeitung erlag jedoch rasch der Konkurrenz des Flammschen Blattes, das 1860 seinen Namen in „Waldbröler Kreis- und Intelligenz-Blatt“, 1862 in „Waldbröler Kreis-Blatt“ änderte. Sitz der Druckerei war seit 1868 ein von Flamm erworbenes Haus an der Waldbröler Hauptstraße (heute Kaiserstr. 18). Nach seinem Tod im Jahre 1891 führten seine Witwe Maria geb. Diepenbach und die Kinder das Geschäft weiter. Die „Waldbröler Zeitung“ – so der neue Name – erschien ab 1927 als Tageszeitung; in ihrer Blütezeit hatte sie eine Auflage von 3.000–4.000 Exemplaren. Von 1903 an gab es eine Alternative für die Waldbröler Zeitungsleser: den „Waldbröler Anzeiger“ des Schwaben Christian Haupt (1876–1959).
Für sein freies Wort geschätzt und gefürchtet, stellte das seit 1905 in Waldbröl (ab 1914 in einem eigenen Domizil an der Kaiserstraße) gedruckte Blatt in den 1920er Jahren als Folge von Inflation und Arbeitslosigkeit sein Erscheinen ein. In dieser Situation übernahm Haupt 1929 die Herstellung des nationalsozialistischen Kampfblattes „Oberbergischer Bote“ und weiterer NS-Parteigazetten im Lohndruck; Geschäftsstelle und Verlag verblieben in Brüchermühle (heute Gem. Reichshof). Nach Hitlers Machtübernahme 1933 siedelten Verlag, Redaktion und Druck des „Oberbergischen Boten“ nach Gummersbach um. Den Anfeindungen der übermächtigen NS-Parteipresse konnte die Familie Flamm nur wenige Monate standhalten.
Am 31. Januar 1934 erschien die letzte Ausgabe der im Vorjahr noch einmal umbenannten „Neuen Waldbröler Zeitung“ – fast auf den Tag genau 75 Jahre nach dem Druck des ersten Flammschen Blattes. Nach dem Zweiten Weltkrieg expandierten die großen Kölner Blätter ins Oberbergische; die Zeit der kleinen lokalen Tageszeitungen war abgelaufen. Lediglich Anzeigenblätter wurden bis 1971 noch bei Flamm gedruckt. In der Firma Haupt kam es 1948 unter den Schwiegersöhnen des Gründers zur Aufspaltung in zwei selbstständige Unternehmenszweige. Otto Heise übernahm die nunmehr vom Stammhaus, der Buchhandlung Haupt, getrennte Druckerei, die 1967 ein neu errichtetes Gebäude in der Gartenstraße bezog. Eng mit dem Namen der Druckerei Heise verbunden ist die „Mundorgel“. Das mit rund 14 Millionen verkauften Exemplaren wohl bekannteste deutsche Liederbuch wurde hier ab 1953 gedruckt, zwischen 1968 und 2010 befand sich die Geschäftsstelle des Mundorgel-Verlages in Waldbröl. 1994 stellte die Druckerei Heise ihren Betrieb ein; Produktion und Verwaltung der Druckerei Flamm wurden 1999 nach Gummersbach verlagert.