Ehemalige Villa Venn

Die Anfänge des Gesundheitswesens in Wald­bröl sind eng mit dem Namen des Arztes, Landtagsabgeordneten und Sanitätsrates Dr. Carl Venn (1853–1910) verbunden. Der Spross einer Waldbröler Honoratiorenfamilie fungierte ab 1884 als Kassenarzt der im Vorjahr gegründeten Gemeindekrankenversicherung. 1887 richtete er in einem bescheidenen Fachwerkhaus am Bohlenhagener Weg (seit 1910 Vennstraße) die erste Krankenstube ein. Durch seine Tatkraft und seinen Einsatz für die ärmeren Schichten gewann er in Waldbröl große Popularität.

Der Wohnsitz des Arztes, die historistische, von einem Parkgelände umgebene Villa Venn, wurde 1972 ein Opfer der Abrissbirne. An ihre Stelle trat der Merkurkomplex – ein überdimensionierter Betonbau, der inzwischen seinerseits vom Erdboden verschwunden ist. Neben Pfarrer Wilhelm Hollenberg (1820–1912) trat Dr. Carl Venn 1893 bei der Gründung der „Evangelisches Krankenhaus zu Waldbröl GmbH“ als Mitinitiator auf.

Unternehmenszweck war die Errichtung von Krankenanstalten sowohl für psychisch als auch für körperlich Kranke. Das Baugelände zwischen Wiedenhof und Boxberg stellte die evangelische Kirchengemeinde Waldbröl zur Verfügung. Im Schlag­schatten der imposanten Heil- und Pflegeanstalt wurde am 9. Juni 1897 das gut 50 Betten umfassende Krankenhaus seiner Bestimmung übergeben. Es war als Operationskrankenhaus für seine Zeit durchaus modern eingerichtet. 1920 übernahm die evangelische Kirchen­gemeinde das Krankenhaus und führte es in eigener Regie bis 1938, als es in die Verwaltung der Zivilgemeinde überging. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs erlitt das Gebäude schwere Schäden. Daraufhin kam es zum Umzug in die ehemalige, zuletzt als Kriegslazarett verwendete Heil- und Pflegeanstalt; das alte Krankenhaus wurde zu einer Berufsschule umgebaut (heute Kaufmännisches Berufskolleg Oberberg).

Anfang der 1960er Jahre kamen Überlegungen auf, das Krankenhaus wegen der ungünstigen Raumeinteilung und der Überbelegung einzelner Stationen zu erweitern. 1964 ebnete jedoch ein Kreistagsbeschluss den Weg für einen kompletten Neubau. Der 420 Betten zählende Komplex nach einem Entwurf des Düsseldorfer Architekten Karl Monerjan konnte nach dreijähriger Bauzeit am 30. Mai 1969 eingeweiht werden.

Das Kreiskrankenhaus ist als akademisches Lehrkranken­haus mit der medizinischen Fakultät der Universität Bonn verbunden und mit rund 500 Beschäftigten einer der wichtigsten Arbeitgeber in Waldbröl. 2008 fusionierte es unter dem Dach der Klinikum Oberberg GmbH mit dem Kreiskrankenhaus Gummersbach.