Evangelische Kirche

Der original romanische Turm des evangelischen Gotteshauses wurde im Jahr 1131 errichtet, übrigens aus dem Siebengebirgstrachyt, mit dem auch der Kölner Dom errichtet wurde. Auch der Taufstein der Kirche stammt aus dem 12. Jahrhundert und ist einen Blick wert. Der Taufstein ist ein von acht Säulen getragenes Becken mit Kapitellen, die teilweise als Gesichtsmasken ausgebildet sind.

Die beiden Kirchtürme prägen das Stadtbild Waldbröls, auch wenn sie sich turmseits „anschauen“, also nicht beide nach Osten ausgerichtet sind, was bei solch alten Kirchengebäuden tatsächlich sehr ungewöhnlich ist. Religion ist vielfältig, und das wird gerade in Waldbröl großgeschrieben. Zum Glauben und der Historie gehören aber immer auch die Bewohner einer Stadt. Und die sind in Waldbröl ausgesprochen herzlich und zuvorkommend.

Die große Feuersbrunst des Jahres 1769 überstand die Kirche weitgehend unbeschadet. Aber 1837 war ihr Langhaus so baufällig, dass sie geschlossen werden musste. 1839 wurde das Kirchenschiff abgerissen. An seine Stelle trat 1843 ein klassizistischer Saalbau im Stil der vom preußischen Architekten Schinkel entworfenen „Normalkirche“. Bei den Bauarbeiten stieß man auf die Grabplatte des 1509 verstorbenen Windecker Amtmanns Adolf Quad von Isengarten (heute am nördlichen Eingang angebracht). Als Dank für die Unterstützung, die der Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. (Regentschaft 1797–1840) der finanziell klammen Gemeinde bei ihrem Neubauprojekt gewährt hatte, enthüllten die Waldbröler 1863 vor der Kirche eine Porträtbüste des Herrschers. Der damals amtierende, liberal orientierte Pastor Wilhelm Hollenberg hatte während seiner 46jährigen Dienstzeit (1853–1899) so manchen Strauß mit den Anhängern der in Waldbröl stark vertretenen pietistischen Erweckungsbewegung auszufechten. Auch wegen seiner Verdienste um das Schulwesen ist er bis heute der bekannteste in der langen Reihe der evangelischen Pfarrer Waldbröls. Im Verlauf des 20. Jahrhunderts hat vor allem das Kircheninnere wiederholt eine grundlegende Erneuerung erfahren. Seit der Renovierung von 1961/62 besitzt der Saal eine Kassettendecke nach klassizistischem Vorbild. Der Kirchplatz auf dem Areal des 1804 aufgegebenen Kirch- und Friedhofs wurde 2016/17 neu gestaltet, um eine bessere Einbindung des Platzes in den Stadtraum zu erreichen.

 

Die beiden Kirchtürme der katholischen Kirche St. Michael (linke Bildmitte) und der evangelischen Kirche (rechte Bildmitte) prägen das Stadtbild und sind längst zu einem Wahrzeichen der Marktstadt Waldbröl geworden.