Das Nutscheid ist ein bewaldeter Bergrücken zwischen den Flüssen Sieg und Bröl. Der Höhenzug erstreckt sich von der Brölmündung bei (Hennef-)Müschmühle über ca. 30 km bis in das südliche Waldbröler Stadtgebiet, wo er ohne klare Trennlinie in das Morsbacher Bergland übergeht. Im siedlungsarmen Nutscheid befindet sich eines der größten Forstgebiete im Bergischen Land mit 1.500 ha Fläche.

Das war nicht immer so: Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein war Hochwald hier eher selten anzutreffen, drückte die Niederwaldnutzung der Kulturlandschaft ihren Stempel auf. Die wenigen verbliebenen Niederwaldareale stehen teilweise unter Naturschutz – so am Galgenberg, wo die Bladersbacher Waldnachbarschaft, eine traditionsreiche Genossenschaft, den Birken-Eichen-Niederwald bewirtschaftet.

Neben der Waldnutzung wurde auf dem Nutscheid im Mittelalter auch Eisenverhüttung betrieben. Das belegen archäologische Funde von Feuerschlacke aus dem 12./13. Jahrhundert entlang des Nutscheidhöhenweges.Dieser von der Rheinebene ins Siegerland führende Fernweg, von den Einheimischen als „Alte Straße“ und (fälschlicherweise) als „Römerstraße“ bezeichnet, blieb bis zum 19. Jahrhundert eine der wichtigsten West-Ost-Verbindungen im Bergischen Land.

Erstmals erwähnt wird er 1464 als „Hohe Straße“. Wie andere mittelalterliche Überlandwege verlief er über eine Wasserscheide, in diesem Fall diejenige zwischen Sieg- und Bröl-/Waldbröltal, um die Durchquerung der sumpfigen Niederungen tunlichst zu vermeiden. Von der territorialen Grenzfunktion, die der Nutscheidstraße vor 1604 zwischen dem bergischen und dem homburgischen Herrschaftsbereich zukam, kündet die Richtstätte des bergischen Amtes Windeck am Galgenberg (Bodendenkmal). Der um 1545 erbaute Galgen war von beiden Territorien aus sichtbar, was der Abschreckung dienen sollte.

Beim Straßen- und Bahnbau im 19. Jahrhundert erhielten die Täler den Vorzug, die alte Nutscheidstraße büßte jegliche Bedeutung ein. Ab 1934 gab es kurzzeitig Überlegungen, die im Rahmen des Reichsautobahnnetzes geplante Verbindung Köln–Siegen–Kassel über den Nutscheidkamm zu führen. In den 1950er Jahren wurde die Idee wieder aus der Schublade geholt. Noch bis 1980 war das Projekt einer Schnellstraße durch das Nutscheid (B 478n) im Bedarfsplan für die Bundesfern­straßen enthalten. Es waren letztlich militärische Sicherheitsbedenken, die das einzigartige Waldgebiet vor einer Zerstörung bewahrten. Denn seit 1964 galt Waldbröl offiziell als Garnisonsstadt.

Bereits 1962 hatte im Nutscheid der Aufbau von Stellungen einer Flugabwehrraketeneinheit der Bundeswehr begonnen. Zwischen dem Unterkunftsbereich oberhalb von Büscherhof und der Radarstation am Hohen Wäldchen, der mit 378 m höchsten Erhebung des Nutscheids, wurde eine Straße angelegt. Nach dem Abzug der Bundeswehr wurde die Nutscheid-Kaserne 2011 abgerissen. Auf ihrem Areal entstand der Naturerlebnispark „Panarbora“. Betrieben vom Landesverband Rheinland des Deutschen Jugendherbergs­werkes, hat sich der im September 2015 eröffnete Park zu einem Publikumsmagneten entwickelt – ein Musterbeispiel für Konversion.