Vieh- und Krammarkt

Erste Bestrebungen, in Waldbröl einen öffentlichen Viehmarkt zu etablieren, gab es Anfang des 19. Jahrhunderts. Ein entsprechender Vorstoß des damaligen Bürgermeisters der Gemeinde, Joseph Jeger, verlief 1809 im Sande. Mehr Erfolg war zur Jahrhundertmitte der Initiative des Waldbröler Landrats Oscar Danzier beschieden. Obgleich nur vier Jahre im Amt (1848–1852), ergriff der rührige Verwaltungsbeamte eine ganze Reihe von Maßnahmen, um gegen die strukturellen Schwächen der oberbergischen Landwirtschaft anzugehen. Von der Einrichtung regelmäßiger Monatsmärkte für den Handel mit Großvieh versprach sich Danzier eine belebende Wirkung auf die Viehhaltung. Diese stellte für viele oberbergische Kleinbauern die einzige Geldquelle dar. Es mangelte jedoch an Verkaufsstellen und Absatzmöglichkeiten.

Am 16. Oktober 1850 bewilligte die preußische Bezirksregierung den Vorschlag des Landrats. Vorgesehen waren zunächst zwei Märkte jährlich, in den Monaten Mai und August. Am 1. Mai 1851 fand der Waldbröler Viehmarkt zum ersten Mal statt. Den Marktplatz, bereits am jetzigen Standort, hatte der Gemeinderat auf Buschparzellen am Rande des Unterdorfes herrichten lassen. Angesichts der großen Resonanz ging man schon im Folgejahr dazu über, die Märkte an jedem ersten Donnerstag der Monate April bis November abzuhalten. Die Wahl fiel nicht zuletzt deswegen auf diesen Wochentag, weil drei Viertel der Händler der jüdischen Religion angehörten und am Freitag vor Sabbatbeginn zu Hause sein mussten. Die Händler stammten zumeist aus dem Oberbergischen und dem Siegtal, vereinzelt auch aus dem Westerwald, dem Sauer- und dem Münsterland. Von Beginn an übte der Viehmarkt eine beträchtliche Anziehungskraft auf die Verkäufer von allerlei Kramwaren aus; die behördliche Genehmigung des Krammarktes wurde 1860 erteilt. Der Waldbröler Viehmarkt wuchs stetig, bis kurz vor dem Zweiten Weltkrieg die Zahl von 23 Märkten pro Jahr erreicht war. Eine Blüte erlebte er in den 1930er Jahren. Im Jahre 1936 summierten sich die Auftriebsziffern auf nahezu 16.000 Stück Großvieh und 8.500 Schweine. Die von den Nationalsozialisten erzwungene Verdrängung der jüdischen Viehhändler aus dem Marktleben bereitete 1938 dem Höhenflug ein jähes Ende. Nach längerer kriegsbedingter Pause wurde der Viehmarkt 1949 wieder eröffnet, ohne die alte Bedeutung im Großviehhandel wiederzuerlangen. 

Hingegen verzeichneten der Handel mit Jungschweinen und der Geflügelmarkt anfangs große Zuwächse. Heute ist der Viehhandel deutlich in den Hintergrund getreten, auch wenn in der 1983 erbauten Markthalle noch immer Zuchtgeflügel sowie Haus- und Jungtiere zum Kauf angeboten werden. Ehemals nur Nebenprodukt, bestimmt längst der Krammarkt das Bild des Wochenmarktes, eines der größten in Nordrhein-Westfalen: Die Gesamtlänge des bis in den Ortskern reichenden Marktgeländes beläuft sich auf 1.500 m. Marktbetreiber ist seit 2007 die Wir für Waldbröl GmbH.