Gut Rottland

Die erste urkundliche Erwähnung von Rottland, der Name bezeichnet eine Rodungsstelle, fällt in das Jahr 1705. Im ausgehenden 19. Jahrhundert war ein Bruder des Pfarrers und Schulgründers Wilhelm Hollenberg auf Rottland ansässig, das zu den größten Gütern im Waldbröler Gemeindegebiet zählte.

1925 kaufte der evangelische Kirchenkreis Köln den Hof mit der Absicht, hier ein Erholungsheim für Mütter einzurichten; das Gutshaus wurde 1928 durch einen Anbau im Fachwerkstil ergänzt. Die Heimnutzung blieb Episode, denn 1935 erwarb der NS-Politiker Robert Ley (1890–1945) das Anwesen. Im nahen Mildsiefen (heute Gem. Nümbrecht) in kleinbäuerlichen Verhältnissen aufgewachsen, wollte sich der promovierte Nahrungsmittelchemiker nach steiler Parteikarriere in München und Berlin ein Standbein in der alten Heimat schaffen. Er plante, Gut Rottland zu einem landwirtschaftlichen Musterbetrieb mit Windrad und Kläranlage auszubauen. Die Bauarbeiten nach Entwürfen des Architekten Clemens Klotz begannen 1936. Zuerst wurden die neuen Wirtschaftsgebäude errichtet. Das anstelle des 1938 abgerissenen Gutshauses erbaute „Herrenhaus“, eine massige Fach­werkkonstruktion auf Bruchsteinsockel, war 1941 bezugsfertig.

Leys zweite Frau beging hier Ende 1942 Selbstmord. Ein Gutsverwalter betreute den „Ley-Hof auf Rottland“ und die Außenwerke Segenborn und Loch. Am 8. April 1945, unmittelbar vor dem Einrücken der Amerikaner, ließ Robert Ley das Haupthaus in Brand stecken. Sechs Monate später nahm sich der fanatische Nationalsozialist im Nürnberger Kriegsverbrechergefängnis das Leben. Gut Rottland ist heute Privatbesitz. Aus der Zeit vor 1945 stammen u. a. die in Fachwerk ausgeführten Stallungen und Nebengebäude, die Toreinfahrt mit einer Sämann-Skulptur des Bildhauers Willy Meller – und die Fundamente der nicht vollendeten Windkraftanlage.