Isengarten und Eichen

Der Name der Waldbröler Ortslage Isengarten rührt von einem im 19. Jahrhundert untergegangenen Ritter­sitz her. Von der einst bedeutsamen Wasserburg zeugen heute nur noch unscheinbare Reste: Ein Trümmer­podest in der Wiesenmulde westlich des Burgweges steht als Bodendenkmal unter Schutz.

An einen Vertreter des seit 1261 bezeugten Ritter­geschlechts von Isengarten erinnert der vom Burgweg weiter nach Norden führende Ritter-Simon-Weg. Der von diesem Weg abzweigende Quadtweg wiederum soll die Erinnerung an die Familie Quad wachhalten, die 1480 durch Heirat in den Besitz der Burg Isengarten gelangte. Als die Ortschaft Isengarten 1954 in den Ort Waldbröl eingegliedert wurde, zählte sie 34 Einwohner. Außer dem eigentlichen Gut Isengarten gab es nur wenige Häuser.

Lediglich am Isengartener Berg hatte Siedlungstätigkeit eingesetzt. 1958 erwarb das Land NRW nördlich des Sportplatzes Maibuche ein 50 ha großes Terrain, um ein Hauptdurchgangslager für Spätaussiedler und Flüchtlinge aus der DDR zu errichten. Die Gemeinde Waldbröl hatte bereits im und unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg eine große Zahl von Flüchtlingen und Evakuierten (aus den kriegszerstörten Großstädten an Rhein und Ruhr) aufgenommen. 1947 belief sich der Anteil dieser beiden Personengruppen an der Einwohnerzahl auf 41 %. Bestehend aus 136 Woh­nungen in massiven Gebäuden, war das Waldbröler Übergangsheim Anfang 1959 bezugsbereit. Es bildete die erste Station für mehrere Tausend Über­­siedler aus der DDR, die von hier aus ihren Aufnahmeorten in NRW zugewiesen wurden. Nach dem Mauerbau am 13. August 1961 versiegte der Zustrom, so dass die Einrichtung im April 1962 zur Feriensied­lung umfunktioniert wurde – bis 1968 für finan­-ziell schwache Berliner Familien, danach für Bergarbeiterfamilien aus dem Ruhrgebiet. Nahe dem Birkenhof kam es 1969 zur Erschließung eines neuen Wohngebietes. Die Wohnblöcke waren für Arbeitskräfte bestimmt, die man für das im Aufbau befindliche Industriegebiet Boxberg anzuwerben gedachte. Damit schob sich die Siedlungsfläche immer näher an die Hofgruppe um den historischen Eichenhof heran.

Heute trägt der gesamte Bereich zwischen dem Sportplatz Maibuche und dem alten Eichen den Namen „Waldbröl-Eichen“. Prägend für den Stadtteil war der Zuzug von Deutschen aus der Sowjetunion bzw. ihren Nachfolgestaaten, der 1990–1996 seinen Höhepunkt erreichte.

Schon 1980 hatte man die Feriensiedlung, das ehe­malige Durchgangswohnheim, als Nebenstelle des Zentrallagers Unna-Massen wieder dem ursprünglichen Zweck zugeführt (bis Ende 1999). Waldbröl, Wohnort und Wirkungsstätte des damaligen Aussiedlerbeauftragten der Bundesregierung Horst Waffen­schmidt (1933–2002), war ein bevor­zugter Anlaufpunkt für Neubürger aus dem Osten. Etwa 3.000 Aussiedler ließen sich dauerhaft in Waldbröl nieder, viele von ihnen in Eichen. Ihrer Initiative sind das Gebetshaus der Baptisten am Lerchenweg und die Mennonitenkirche an der Köhlerstraße zu verdanken.