Die Bezeichnung „Wiedenhof“ verweist auf einen der Kirche „gewid­meten“ Hof. Dieses längst verschwundene Pfarrgut diente den Waldbröler Pfarrern wohl bereits im Mittelalter als Wohnsitz, die zugehörigen Ländereien bildeten ihre wichtigste Einkommensquelle.

Auf dem Grundstück des Wiedenhofs entstand in den Jahren 1825–1828 das heute denkmalgeschützte (alte) evangelische Pfarrhaus, ein ganz aus Eichenholz gezimmerter zweistöckiger Fachwerkbau. Blickte man von Süden auf Waldbröl, so war das Pastorat bis zum Ende des 19. Jahrhunderts das einzige Anwesen außerhalb des geschlossenen Dorfkerns; die 1903 abgebrannte Pfarrscheune beherbergte vorübergehend die von Pfarrer Hollenberg gegründete Bürgerschule.

Ab 1891 schob sich schräg gegenüber das sperrige Gerichtsgefängnis ins Bild (1963 für ein Lehrschwimmbecken abgerissen). Anstelle der Wiedenhofstraße gab es einen schmalen, „Gosse“ betitelten Weg, durch den ein Quellrinnsal zum Brölbach hinunterfloss – die Quellen im Wiedenhof trugen noch nach dem Zweiten Weltkrieg zur Trinkwasserversorgung bei. Ein Abschnitt des Wiedenhofbaches ist inzwischen wieder freigelegt und renaturiert worden. Zum Pfarrhaus gesellte sich 1905 das evangelische Gemein­­dehaus, das 1980 einem modernen Gemeindezentrum weichen musste. Nach dem Beschluss zur Schaffung einer zweiten evangelischen Pfarrstelle wurde 1912 an der Oststraße der Grundstein zu einem neuen Pastorat gelegt. Der noble Bau im bergischen Stil gehört derselben architektonischen Richtung an wie die 1912 in nächster Nachbarschaft eröffnete Wiedenhofschule. Beide zählen zu den überzeugendsten Beispielen für landschaftsgebundenes Bauen in Waldbröl.

Der Friedhof oberhalb des alten Pfarrhauses wurde 1804 von der evangelischen Gemeinde eingerichtet, nachdem die Behörden die zuvor üblichen Bestattungen auf dem Kirchhof rings um die Pfarrkirche untersagt hatten. Als der Platz nicht mehr ausreichte, legte man 1901 einen zweiten evangelischen Friedhof auf der anderen Straßenseite an. In der NS-Zeit be­gann 1938 der Ausbau der Wiedenhofstraße, die als Zufahrt zur geplanten Adolf-Hitler-Schule auf der den Ortskern überragenden Anhöhe vorgesehen war.

Die Vorgaben – Straßenverbreiterung auf bis zu 14 m bei gleichmäßiger Steigung – machten aufwendige Erdarbeiten notwendig; auch die Friedhofseingänge erfuhren eine Umgestaltung. Die Ära der konfessionellen Begräbnisstätten endete in Waldbröl 1953 mit der Einweihung des kommunalen Bergfriedhofes, die Friedhofskapelle datiert von 1965. An den alten evangelischen Friedhof am Wiedenhof erinnern noch einige historisch wertvolle Grabsteine. Er geht heute nahtlos in den Wiedenhofpark über. Der Weiher im Park ist der letzte von einstmals vielen im Stadtgebiet.