NRW-Wirtschaftsminister zu Gast bei Waldbröler Unternehmertreffen

NRW-Wirtschaftsminister zu Gast bei Waldbröler Unternehmertreffen

Dienstag, 19.03.2019

Zahlreiche Waldbröler Unternehmen sowie auch Landrat Jochen Hagt und die Wirtschaftsförderung des Oberbergischen Kreises waren der Einladung des Gewerbe- und Industrievereins Waldbröl (kurz: GIV) am 12. März 2019 in den Bürgersaal gefolgt. Bei den Info-
Veranstaltungen des GIV stellen sich für gewöhnlich die wechselnden gastgebenden Unternehmen vor. Zusätzlich werden bei jedem Treffen verschiedene Referenten und Themen präsentiert.
Gastgeber an diesem Dienstagabend war jedoch keine Firma, sondern die Stadt Waldbröl selbst. Bürgermeister Peter Koester freute sich, im gerade erst fertig gestellten „Bürgerdorf am Alsberg“ rund 180 Besucher begrüßen zu dürfen. Als Moderator führte der Waldbröler Unternehmer Jean-Louis Weckerle („Teileland“) durch das Programm.
Mit Dr. Andreas Pinkwart hatte der GIV für den Abend einen besonderen Referenten gewonnen. Seit 2017 ist Pinkwart Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen. Mit einer interessanten und kurzweiligen Rede zu den unternehmerischen Herausforderungen unserer Zeit gewann Pinkwart die ungeteilte Aufmerksamkeit aller Gäste.
Pinkwart führte aus, dass der Wohlstand, in dem wir leben und die derzeit gute Konjunktur in Deutschland für die Zukunft keineswegs sicher seien. Sie aufrecht zu erhalten, sei eine Herausforderung für die gesamte Gesellschaft, besonders aber für die Politik und die Unternehmen.
Vier aktuelle Megatrends sieht Pinkwart derzeit, die sich als Chance oder Risiko für den geschäftlichen Erfolg und Wohlstand herausstellen können: Globalisierung, Digitalisierung, Ökologische Energiewende und Demografie. Durch die Globalisierung hole der Süden gegenüber dem Norden auf. Während die erste Digitalisierungswelle im Arbeitsalltag bereits gut bewältigt werde, stehe die nächste bereits unmittelbar bevor: Die Trends zur Automatisierung und Vernetzung werde Geschäftsmodelle verändern. Der demografische Trend werde das Wachstum der Entwicklungs- und Schwellenländer beschleunigen und hierzulande den Fachkräftemangel verstärken. Es werde zukünftig schwieriger, Fachkräfte zu gewinnen und zu binden, was sich sicherlich auch in steigenden Löhnen auswirken werde. Wichtig sei es Pinkwart zufolge, diesen Trends mit Innovation zu begegnen. Es gelte, neue Digitalisierungs- und Automatisierungstechnik sinnvoll einzusetzen und als
Chance zu sehen, die neue Möglichkeiten erschließt.
Schwierigkeiten sieht Pinkwart auch darin, dass die analoge Welt in Deutschland bereits ein hohes Maß an Perfektion erreicht habe, was sich auch in sehr viel Bürokratie abzeichne. Bereits seit vielen Jahren etablierte, komplexe Geschäftsprozesse 1:1 in der digitalen Welt abbilden zu wollen, sei oftmals auch ein Fehler. Man müsse die Prozesse vielmehr neu denken und Chancen zur Vereinfachung und Entbürokratisierung nutzen. Deutschland habe im internationalen Vergleich der Industrieländer bereits viel Zeit verspielt, die nun mit großer Anstrengung aufzuholen seien. Besonders im ländlichen Raum könne die Digitalisierung besondere Chancen bieten, die hohe Lebensqualität auch langfristig zu erhalten.
Als Schlüssel zum Erfolg sieht Pinkwart in Zukunft vor allem junge Fachkräfte. Wichtig sei es, diese an die Region zu binden, neue Fachkräfte zu qualifizieren und fortzubilden. Außerdem dürfe die Frage der Unternehmensnachfolge in der Geschäftsführung nicht vergessen werden und solle frühzeitig strategisch angegangen werden.
Er wünsche sich, so Pinkwart, Unternehmen zu motivieren, die Chancen der Digitalisierung zu ergreifen und ermutigte die Anwesenden, ihre Gedanken und Ideen hierzu auch in die Tat umzusetzen.
Im Anschluss an seine Rede stand Dr. Pinkwart noch für Fragen aus dem Publikum zur Verfügung, was für vielseitige Themen genutzt wurde. Dabei beeindruckte der Referent mit umfangreichem Detailwissen und ausführlichen Erläuterungen. Moderator Weckerle bedankte sich bei Pinkwart für den Besuch Pinkwarts und seine „perspektivische Motivation für Unternehmer“ aus seinem Redebeitrag. Anschließend präsentierte Bürgermeister Koester eine Zeitrafferaufnahme der nunmehr abgeschlossenen Großbaustelle des „Bürgerdorfs am Alsberg“ und fasste zusammen, wie die Realisierung des Projektes gelungen ist, das ein Investitionsvolumen von 9,4 Mio. Euro umfasst, wovon 8,6 Mio. Euro durch Fördermittel finanziert wurden.
Der Gebäudekomplex umfasst künftig neben dem Rathaus mit Bürgersaal und Verwaltungssitz auch Flächen für die Nutzung durch Bürger. Insgesamt umfasst das Bürgerdorf am Alsberg eine Bruttogeschossfläche von 4.750m². Koester betonte, dass durch das Projekt für die Stadt Waldbröl keine großen Mehrkosten entstehen, da bisher angemietete Gebäude aufgegeben werden und weitere Rationalisierungsmaßnahmen mit dem Projekt verbunden sind. Zahlreiche Unternehmen aus Waldbröl und der Region waren am Bau, am Innenausbau, an den Sanierungsarbeiten des alten Rathauses und an der Gebäudeausstattung beteiligt. Am 13. Juli werde das Bürgerdorf am Alsberg mit einem großen Tag der offenen Tür offiziell eingeweiht.
Zum Abschluss des Abends wurden geführte Rundgänge durch das neue „Bürgerdorf am Alsberg“ angeboten, wovon nahezu alle Gäste mit großem Interesse teilnahmen. Beim abschließenden Imbiss hatte man die Gelegenheit sich auszutauschen.