Ehemalige Heil- und Pflegeanstalt

Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert erhielt Waldbröl durch private und öffentliche Bauten ein neues Gesicht. Ehrgeizigstes Projekt war die Heil- und Pflegeanstalt für Geisteskranke, die 1897 ihre Tätigkeit aufnahm.

Zu dem dreigeschossigen, 150 Meter langen Haupthaus kamen 1905 vier mehrstöckige Pavillons hinzu. Während diese „Villen“ mittlerweile abgerissen wurden, sind das ehemalige Direktorenwohnhaus und das Ärztehaus von 1913/14 an der Kaiserstraße noch vorhanden.

Die Anstalt besaß rund 650 Betten und war mit ihren zahlreichen Beamten und Bediensteten ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Nach der zwischenzeitlichen Umwidmung zum Heim für Schwererziehbare (1921–1926) belegten wieder psychisch Kranke, betreut von Duisburger Diakonen, die Anstalt.

Im Zuge der großangelegten Planungen des NS-Funktionärs Robert Ley gelangte das gesamte Anstaltsgelände im Oktober 1938 in das Eigentum der „Deutschen Arbeitsfront“ (DAF). Etwa 700 Patienten mussten in das ehemalige Franziskanerkloster Hausen im Westerwald umziehen; viele von ihnen fielen dem NS-Euthanasieprogramm zum Opfer. Seit 1998 erinnert eine Gedenktafel im Königsbornpark an ihr Schicksal. Beim Umbau in ein Hotel der DAF-Unter­organisation „Kraft durch Freude“ verschwand ein Großteil der kaiserzeitlichen Bausubstanz. Die Eingangshalle wurde mit Marmor und bis heute erhaltenen Großmosaiken (Entwurf: Otto Gerster) ausgeschmückt. Der Kriegsausbruch verhinderte eine Vollendung des Hotelgebäudes. Bis 1944 liefen die Bauarbeiten weiter, dann folgte die Umstellung auf Lazarett- und Krankenhausbetrieb (ab 1952 als Kreiskrankenhaus). Diese Ära endete 1969 mit der Eröffnung des neuen Waldbröler Kreiskrankenhauses. Als „Haus am Schaumburgweg“ beherbergte das Gebäude bis 2006 u. a. verschiedene Einrichtungen der Bundeswehr.

Seit 2008 befindet sich hier das Europäische Institut für angewandten Buddhismus (EIAB). Aus ungenutzten Säulenelementen der NS-Zeit entstanden am neuen Zugang zum EIAB ein Tor und im Zen-Garten ein 21 Meter hoher Glockenturm Stupa). Sie sind sichtbare Zeichen für den Transformationsprozess auf historisch belastetem Areal.

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